Von Kaisern und Königen – Endlich eine Krone für Markus Söder: Bayern, Österreich und Südtirol sollen sich zu einer Monarchie vereinen. Ein satirischer (oder doch ernst gemeinter?) Beitrag anlässlich Heiligdreikönig

Jetzt ist es also offiziell. Wie unsere Verlagsgruppe aus bestens informierten Kreisen erfuhr, will der Freistaat Bayern zum Jahresende 2024 die Bundesrepublik Deutschland verlassen und zusammen mit der Republik Österreich und Südtirol eine K.-u.-k.-Monarchie einführen. Österreich soll wieder einen Kaiser bekommen, Bayern einen König. In Südtirol soll dem Vernehmen nach der Landeshauptmann ungeadelt bleiben, aber in seinen Rechten gestärkt werden.

Hintergrund des Austritts Bayerns ist – wie man in München hört – nicht nur die Wahlrechtsreform, die es für die CSU in Zukunft nahezu unmöglich mache, in Berlin politisch überhaupt noch repräsentiert zu sein, sondern vor allem die Tatsache, dass nach der Ostdeutschen Angela Merkel und dem Norddeutschen Olaf Scholz mit Friedrich Merz ein Kanzler ins bundesdeutsche Haus zu stehen droht, der wieder einmal das Gegenteil aller bayerischen Charaktereigenschaften verkörpert.

„Der passt doch eher in die Bismarck-Zeit“, meint ein bekanntes CSU-Mitglied enttäuscht und verweist darauf, dass bereits 1871 bei der deutschen Staatsgründung durch Bismarck und den preußischen König Bayern mehr als unwillig in diesen deutschen Länderverbund eingetreten sei. „Und dann wird dieses A… auch noch deutscher Kaiser“, fügt er resigniert hinzu. „Wir wollten doch damals schon mit Österreich“, meint der ehemalige Minister und verweist auf das Scheitern der damals von Bayern gewollten großdeutschen Lösung mit Österreich. „Berlin und München, das hat noch nie gepasst“, meint der altgediente CSU-Recke, während „München und Wien wie Musik in seinen Ohren klinge“!

Er verweist auch darauf, dass Ludwig II. nur deshalb so viele Märchenschlösser gebaut habe, weil der Eintritt Bayerns ins gemeinsame Deutschland für ihn ein Trauma geblieben sei, von dem er sich nur noch in Märchenschlössern erholen zu können glaubte. Am Ende blieb ihm aus diesem Deutschland nur noch die Flucht in den Starnberger See, so fügt er traurig hinzu.

„Und die Sache mit der Lola Montez, der nicht standesgemäßen Geliebten von Ludwig I., das war doch auch nur der Frust über das neue Deutschland, das der schon Jahre vorher hat kommen sehen“, fügt der CSU-Mann hinzu, der erzählt, dass er in jungen Jahren 20 Semester Geschichte studiert habe, allerdings ohne am Ende einen wissenschaftlichen Abschluss gemacht zu haben.

Auch in Wien sei man von der Idee begeistert, ein gemeinsames Kaiser- und Königreich zu errichten, schreiben dort die Nachrichtenagenturen. Dort sei der Kaiser schon gefunden. Robert Palfrader, der in der bekannten Satire-Sendung „Wir sind Kaiser“ seit fast 20 Jahren den imaginären Kaiser Heinrich Robert I. spiele, habe sich sofort bereit erklärt, diese Rolle nun auch im wirklichen Leben zu übernehmen. „Mir machts nix aus“, habe er sofort gesagt, als man ihn gefragt habe, ob der Wechsel von der Bühne ins wahre Leben für ihn vorstellbar wäre. In seiner Sendung hätten „eh alle vorbeigschaut, die in Österreich Rang und Namen hamm und am End hamma alle nimma gewusst, ob des etz gspuilt is oder echt …“, so meint der bekannte Schauspieler, der sich mittlerweile sogar froh darüber zeigt, dass es von der Bühne endlich ins Leben gehe, so politische Beobachter in Wien.

Nach den Affären um den ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz und den Immobiliengangster René Benko sehen viele politische Beobachter in ganz Österreich in der Rückkehr zur Monarchie, auch noch zusammen mit Bayern, eine „seriöse Wende“, wie sich ein bekannter Politikwissenschaftler ausdrückt.

„Es kann nur besser werden“, fügt ein bekannter Journalist des ORF 2 hinzu. „Mir war in meiner Sendung auch schon langweilig“, fügt der altgediente ZIB-2-Journalist hinzu, „immer die gleichen Skandale mit den immergleichen Figuren, endlich mal was Neues!“ Zudem drohe der Republik Österreich ein Kanzler Herbert Kickl von der FPÖ. Der sei schlimmer als der bekannte Björn Höcke im Nachbarland. „Bei uns wollen die Faschisten regieren und haben auch schon 30 Prozent Zustimmung“, meint der ORF-Mann resigniert, um hinzuzufügen: „Unsere Demokratie kann nur noch durch eine Monarchie gerettet werden. Danke Bayern!“

Auch in Südtirol zeigen sich Bürger begeistert. Man bringe Wein und Obst in die neue Gemeinschaft ein – und das in großen Mengen. Gemeinsame Tourismus-Offensiven mit Bayern und Österreich werden in Bozen bereits angedacht – die italienische Sprache soll nicht verboten, sondern nur unter Denkmalschutz gestellt werden.

„Wir haben uns immer mit Euch verwandt gefühlt“, sagt ein bekannter Europa-Abgeordneter aus Bozen, der in Brüssel und Straßburg bereits begonnen hat, wichtige Weichen für den neuen monarchischen Länderverbund zu stellen. Dort sei man zwar noch skeptisch, „aber bis die merken, dass wir uns abgespalten haben, sind eh schon zwei, drei Jahre vergangen“, fügt er gelassen hinzu und trinkt einen großen Schluck Lagrein hinterher.

Neu ist, dass auch das Gebiet des Gardasees in die K.-u.-k.-Monarchie aufgenommen werden soll. Der Gardasee gehöre zwar weder zu Bayern noch zu Südtirol, aber weil dort sowieso nur Münchner zu finden seien, sei es „grober Unfug, wenn dieses Stück Land bei Italien bleibe“, sagt ein hochrangiger Mitarbeiter der bayerischen Staatskanzlei. Auf die Frage, ob Italien sich das gefallen lassen werde, antwortet er: „In dieser neuen Monarchie gibt es auf einmal so viele Katholiken, dass die übriggebliebenen Protestanten von selber wegziehen – und das mag Rom! Deshalb werden die Politiker in Rom nicht aufmucken! Und dem Vatikan gefällt das sowieso.“

Politisch ändere sich in München auch wenig, meint ein bekannter Politikwissenschaftler aus Passau. Die Ministerpräsidenten hätten sich seit Franz-Josef Strauß sowieso wie Könige gefühlt – und auch so benommen, fügt er etwas nachdenklich hinzu. Richtig findet er, dass der bayerische Landtag in der neuen Monarchie aufgelöst wird. „Die Entscheidungen fallen doch sowieso alle in der Staatskanzlei“, meint der Politikwissenschaftler, „dann hört die überflüssige Spiegelfechterei im Landtag endlich auf!“

Auch die Idee, die dann arbeitslosen Landtagsabgeordneten mit einem Pensionsfonds aus der Übergewinnsteuer der bayerischen Tankstellen zu versorgen, findet er glänzend, denn: „Die Mineralölsteuer geht ja jetzt direkt nach München und nicht mehr nach Berlin, Zeit is woarn“, meint er am Ende etwas selbstvergessen.

Die Parteien sollen sowohl in Österreich als auch in Bayern allerdings erhalten bleiben, heißt es aus gut unterrichteten Kreisen, aber in Vereine umgewandelt werden. Das gefalle auch den Parteien, sagt eine der SPÖ nahe stehende Politikwissenschaftlerin aus Wien, denn die sogenannte „Kärrnerarbeit“ eines Abgeordneten hänge nun allen „buchstäblich zum Hals heraus“, wie sie sich ausdrückt. Ein Abgeordneter der SPÖ fügt angewidert hinzu: „Ankotzt hat’s mich die letzten Jahre, guad, dass vorbei is!“

Eine angenehme Begleiterscheinung dieses Verfahrens sei zudem, so renommierte Politikbeobachter in München, dass sich jedes Verbot der AfD nun erübrige. Als Verein sei sie sogar komisch, findet eine Studentin der Politikwissenschaften, errötet allerdings, als sie das sagt.

Zudem zeigten sich die Mitglieder der AfD so begeistert von der FPÖ und ihrem Vorsitzenden Herbert Kickl, dass die meisten von ihnen zügig in seinen FPÖ-Verein wechseln wollten. Ausschlaggebend für diesen Wechsel sei ein Wahlkampfsatz von Kickl, der so brillant sei, dass er ihnen in der AfD nie eingefallen wäre. Auf die Nachfrage, welcher Satz das denn wäre, antwortet eine stellvertretende Vorsitzende der AfD wie aus der Pistole geschossen. „Daham statt Islam!“ Wem solche Sätze in den Kopf kämen, der sei für sie ein genialer Ansprechpartner, wie sie ihn in der eigenen Partei, jetzt Verein, niemals finden würden.

Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder wurde bereits gefragt, ob er damit leben könne, wenn sein Nachname von nun an entfalle und er als Markus I. in die bayerische Geschichte einginge. Das sei ihm gleichgültig, habe er geantwortet, wichtig sei nur, dass es nicht Horst I. heiße, aber diese Zeiten seien ja sowieso lange vorbei.

In der Staatskanzlei in München wolle er allerdings bleiben, einen ihm nahegelegten Umzug nach Neuschwanstein lehne er ab! Auch eine Krone wolle er allenfalls bei wichtigen Staatsempfängen tragen, ansonsten sich in der schon bisher stets geübten Bescheidenheit gewohnt weiter verhalten. Die Minister würden ebenfalls ihre Ämter behalten, auch der Chef der Staatskanzlei bleibe, geadelt werde dort allerdings niemand.

„Das Leben in Bayern geht auch in der neuen Monarchie in den gewohnten Bahnen gut und sicher weiter“, sagt Markus Söder, bald Markus I. Dass die Wahlen alle vier Jahre von nun an entfielen, empfinde er als Erleichterung, auch wenn es in 1 000 Jahren niemandem gelungen wäre, die CSU in Bayern abzulösen, gibt sich der designierte König selbstbewusst.

Dass die Parteien in Vereine umgewandelt würden, sieht er ebenfalls positiv, überlege allerdings noch, ob er für die CSU hier nicht doch eine Ausnahme machen werde, was nicht unwahrscheinlich sei. Denn „eine Volks- und Staatspartei braucht es am Ende ja doch“, so argumentiert er gut begründet. Er blicke voller Zutrauen in die neue Welt am Ende dieses Jahres.

Ein Kanzler Friedrich Merz, so hätte er von vielen Seiten gehört, würde die Demokratie in diesem Land innerhalb eines Jahres derart ruinieren, dass es am Ende bei den Bürgerinnen und Bürgern mehrheitlich keine Akzeptanz mehr für diese Regierungsform geben würde. Es sei viel besser, vorher in Bayern einen eigenen Weg einzuschlagen, auf den er sich sehr freue. Man könne sich sicher sein: „Das Leben in der neuen Monarchie mit Österreich und Südtirol sei ein Traum, in dem man auf Dauer leben wolle!“

Straubinger Tagblatt vom 5. Januar 2024