Bundesregierung – Mutlosigkeit schaut anders aus

Mutlos sei die neue Regierung. Sie ducke sich weg. Sie übernehme weder Führung noch Verantwortung. So der Tenor der Medien in den letzten Tagen und Wochen. Jetzt zur besten Sendezeit live im amerikanischen Sender CNN: Bundeskanzler Olaf Scholz. 15 Minuten. Ein intellektueller, redegewandter Moderator, dem es erkennbar Respekt abnötigt, dass da ein deutscher Bundeskanzler sitzt, der sich in bestem Englisch noch den kritischsten Fragen stellt. Ruhig, gelassen, überlegt, in der Sache sicher. Und das alles ohne Dolmetscher, ohne Sicherheitsnetz. Um es frei herauszusagen: Das hätte sich Angela Merkel auch in 60 Jahren Regierungszeit niemals getraut.

Und die Bundesaußenministerin? Fliegt zum zweiten Mal in die Ukraine, um ein Zeichen zu setzen. Nimmt in Steher-Mentalität, wie es in der Boxersprache heißt, den Korb des ukrainischen Präsidenten hin, der ein Treffen mit ihr kurzfristig absagt. Und fährt dann auch noch ins Grenzgebiet, wo scharf geschossen wird. Überhaupt – wie diese Frau neben den hartgesottenen Lawrows dieser Welt bei den atmosphärisch eiskalten Pressekonferenzen ihre Frau steht, das ist schon bemerkenswert. Also ganz ehrlich: Was Olaf Scholz und Annalena Baerbock angeht – Mutlosigkeit schaut anders aus!

Straubinger Tagblatt vom 9. Februar 2022