Armin Laschet freut sich auf den Wahlkampf gegen die neu ausgerufene Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Ernsthaft werde er sein, aber auch fröhlich, so sagte er am Montag. Am Ende wird er sich wohl durchsetzen gegen seinen tapferen Kontrahenten aus Bayern und tatsächlich federführend in diesen Wahlkampf gehen. Der Klügere gibt nach, so heißt ein altes Sprichwort. Und für die Union ist es höchste Zeit, sich klug zu verhalten.
Aber ganz im Ernst: Kann sich das jemand vorstellen? Laschet im deutlichen Gespräch mit Erdogan; Laschet in der Auseinandersetzung mit Putin; Laschet als Gesprächspartner der chinesischen Staatsführung. Das ist schwer vorstellbar. Eher noch ein Ritterorden gegen den tierischen Ernst in dieser Welt. Kein Wunder, dass die Abgeordneten in der Fraktion, die im Wahlkampf ihren Mann stehen müssen, lautstark aufbegehrten. Ein Mann, der nicht einmal in der Talkshow von Markus Lanz ebenbürtig war und dort vom eloquenten Moderator förmlich an die Wand gespielt wurde. Hinter ihm steht die „alte“ CDU, die Weggenossen nicht einmal Merkels, sondern noch die von Helmut Kohl. Honoratioren aus einer anderen Zeit und einer anderen Welt, als es noch etwas langsamer und gemütlicher zuging.
Die Grünen haben es vorgemacht, wo die Reise in die Zukunft hingeht. Nicht nur im Stil, sondern auch inhaltlich. Es ist Zeit für Veränderung. Für radikales Umsteuern. Für eine echte Besinnung auf die universalen Werte der Menschen- und Grundrechte. Nicht billige Kompromisse zwischen Industrie und Ökologie, die dann doch wieder das Nachsehen hat, sondern ein echtes und nachhaltiges Aufstehen gegen ökologische und soziale Ungerechtigkeit. Selbst der ehemalige SPD-Chef Martin Schulz bestätigt, dass Laschet sympathisch und in der Zusammenarbeit ein „ganz brauchbarer Europapolitiker“ gewesen sei. Das wird so schon stimmen. Aber ob das reicht, die Wählerinnen und Wähler im Herbst zu überzeugen, dass er Kanzler werden soll? Kann ich nicht glauben.
Straubinger Tagblatt vom 20. April 2021