Herr Caruso, guten Morgen, ich falle gleich mit der Tür ins Haus, ich muss Ihnen etwas erzählen!
Immer raus damit!
Es gibt eine wissenschaftliche Studie der „London School of Economics“, die hat gerade bei 2 500 repräsentativen Haushalten überprüft, wie sehr ein Haustier die Lebenszufriedenheit dessen erhöht, der dieses Haustier hat…
Da bin ich aber mal neugierig…
Ja, das können Sie sein, denn das wurde dann auch noch in Geld umgerechnet, also wie viel Geld muss einer verdienen, damit ihn dieses Geld genauso glücklich macht wie ein Haustier!
Und was kam raus?
Die Zufriedenheitssteigerung beträgt exakt 84 000 Euro im Jahr!
Donnerwetter!
Das ist ein Riesenkompliment für Sie!
Ja, aber da habe ich doch Fragen! Haben Sie die Absicht, diesen finanziellen Vorteil mit mir zu teilen, in welcher Form auch immer? Und vor allem wird denn da auch ausreichend differenziert? Ich bin nicht jeder Hund! Und schon gar keine Katze oder gar Schildkröte. Es ist gar nicht vorstellbar für mich, dass eine Schildkröte denselben Effekt haben soll wie ich oder auch wie wir Hunde!
Nein, da haben Sie völlig recht, es wurden in der Studie tatsächlich nur Hunde und Katzen berücksichtigt!
Katzen? Im Ernst? Die sollen denselben Wert haben wie wir? Was soll das für eine Universität sein? Steht die in Legoland oder in Disney-World? Ist ja nicht zu glauben!
Ich habe mich auch sehr gewundert, vor allem, dass auch alle Hunde buchstäblich über einen Kamm geschert werden, ich finde das eine regelrecht groteske Vereinfachung! Gerade Ihnen gegenüber!
Na, damit kann ich leben, irgendwelche Ungenauigkeiten hat jede Umfrage, aber das mit den Katzen leuchtet mir nicht ein…
Herr Caruso, ich muss Ihnen leider sagen, es gibt nicht wenige Menschen, die lieben ihre Katzen so sehr wie Hundefreunde ihre Hunde, vor allem unter sehr selbstständigen Frauen….
Das weiß ich doch, ich habe immer Probleme mit selbstständigen Frauen, die ganze Streichelsituation findet da nur sehr eingeschränkt statt…
Weiß ich doch, weiß ich doch, kenne die Situation!
Das ganze Gemütliche, was uns so verbindet, das ist da gar nicht so zu Hause, bleiben denen halt die Katzen…
Herr Caruso, das haben Sie jetzt sehr abwertend gesagt!
Also gut, dann formuliere ich es wissenschaftlich: Unabhängige emanzipierte Frauen kommen mit unabhängigen emanzipierten Katzen besser zurecht als mit Hunden, die auf Streicheleinheiten warten…
Ja, so können Sie das sagen, das wird jeder wissenschaftlichen Expertise gerecht.
Und Sie, was sagen Sie dazu, Herr Professor?
Ich sage, dass es auch unabhängige emanzipierte Frauen gibt, die streichelfähig, streichelwillig und hundefreundlich sind!
Die sind aber schon sehr selten!
Herr Caruso, selbst vor Gericht hat der Angeklagte das Recht zu schweigen, ich ziehe das jetzt auch an dieser Stelle unseres Gespräches vor…
Alles klar, Chef, wir sehen uns!
Straubinger Tagblatt vom 21. Juni 2025