Spaghetti „alla luftica“ – Wenn’s ums Futter geht, lässt sich mein Hund Caruso nichts vormachen

Hallo Herr Caruso! 

Ah, Sie schon wieder!

Herr Caruso, ich habe etwas so Seltsames erlebt, dass ich es mit Ihnen besprechen muss! 

Immer raus damit!

Sie wissen doch, dass ich so gerne gut essen gehe… 

Ja, leider, denn mich nehmen Sie da in den allerseltensten Fällen mit!

Naja, ist ja oft auch nicht erlaubt … aber jetzt das Seltsame: Ich war vor kurzem mal in einem Sterne-Restaurant…

Hmmmmm…

Naja, und da fiel mir auf, dass die Portion dort so klein ist, dass man gar nicht satt wird. Und es war noch dazu extrem teuer … ein kleiner Vorspeisensalat für fast 20 Euro! Das ist ja schrecklich… Eben, und da bin ich dann ganz verzweifelt in München in ein Zwei-Sterne-Restaurant gegangen, ganz allein, um satt zu werden, in der Hoffnung, dass dort die Portionen größer sind als in einem Ein-Sterne-Restaurant … da bin ich eben in das bekannte Zwei-Sterne-Restaurant „La Fatamorgana“ gegangen… 

Ja, und war’s dort besser?

Da bin ich eben nicht sicher. Ich habe mir als Vorspeise „Spaghetti alla luftica“ bestellt, das war auf der Karte empfohlen…

Und hat’s geschmeckt?

Das weiß ich eben nicht. Ich konnte auf dem Teller nichts erkennen. Der Restaurantleiter bediente mich wie ein Pantomime, und die Portion schien so klein, dass sie mir gar nicht erkennbar war … 

Wie jetzt?

Ja, also, ich weiß eben nicht, ob überhaupt etwas auf dem Teller war! 

Aber so etwas sieht man doch!

Ja eben nicht! Ich weiß aus meinem Philosophiestudium, dass wir die Wirklichkeit nicht erkennen können, sodass es durchaus möglich ist, dass etwas auf dem Teller war – und ich habe es nur leider nicht erkannt!

Und dann?

Dann habe ich als Hauptgang „Bistecca alla hallucinacione“ bestellt. 

War das besser?

Das kann ich nicht sagen, ich weiß nicht, was oder ob überhaupt etwas auf dem Teller lag, es war ganz ähnlich wie bei der Vorspeise …

Und der Nachtisch?

Da gab’s „Sorbet alla sogno“, übersetzt also „Sorbet aus der Traumwelt“ – und wieder schien mir mein Teller recht leer …

Ist ja schrecklich! Und die Rechnung am Ende?

Sauteuer war’s, aber dann hatte ich eben den glücklichen Einfall … 

Ja was denn?

Ich bezahle alles „alla luftica“. 

Und?

Das war’s eben, sofort rückten aus der Küche drei schwere Jungs an – und die waren wirklich, das war deutlich erkennbar … und dann ging eben alles seiner Wege …

Also, Herr Professor, manchmal wünsche ich mir, dass Sie nicht studiert hätten, ich hätte das von Anfang an besser gelöst!

Und wie? 

Ob was auf dem Teller liegt oder nicht, das erkenne ich sofort … und die drei Jungs aus der Küche (fletscht die Zähne) – das wär’ ein wirklich feiner Nachtisch geworden…

Herr Caruso, es gibt Tage, da wünschte ich mir, ich wär’ ein Hund…

Nächstes Mal nehmen Sie mich einfach mit, dann haben wir beide eine bessere Zeit …

Versprochen, Herr Caruso, wirklich in die Pfote versprochen!

Straubinger Tagblatt vom 5. Juli 2025