So ein Hundeleben: Anstatt zu arbeiten und Pflichten nachzugehen, genießt Caruso sein Dasein

Herr Caruso, heute komme ich mit einer sehr interessanten Nachricht!

Tatsächlich?

Ja, stellen Sie sich vor, die Universität Lausanne hat mit 5.000 Lottogewinnern und 135 Tausend Erben eine Studie gemacht!

Und was kam raus dabei?

Die hören danach großenteils auf zu arbeiten und genießen nur noch das Leben!

Tatsächlich? Na, das wundert mich nicht, gibt ja wirklich Schöneres, als den ganzen Tag zu malochen. Ich wundere mich über Sie, dass Sie erkennbar so gerne arbeiten. Bleibt mir fremd, ehrlich gesagt!

Aber für mich ist das schwer vorstellbar, den ganzen Tag nichts zu tun…

Aber das ist doch ganz einfach: Sie können als Lottogewinner oder Erbe einfach schöne Dinge machen, ich würde Ihnen für so einen Fall einen Plan machen…

Und wie sieht der aus?

Also erst mal aufstehen, wenn Sie aufwachen, keine Sekunde vorher. Dann auf den Golfplatz, 18 Loch, am besten mit einer hübschen Dame, die kommen nach Erbschaften und Lottogewinnen recht schnell des Weges!

Und dann?

Das erste Glas Champagner, so gegen 12 Uhr. Anschließend ein Mittagessen in einem Sternerestaurant, dann Mittagsschlaf… gegen 15 Uhr ein Spaziergang in die Stadt…

Und dort?

Wieder ein Glas Champagner, am besten mit anderen Lottogewinnern und Erben, die Sie dort treffen, weil die denselben Tagesablauf haben wie Sie!

Und worüber sollen wir da sprechen, so ganz ohne Arbeit?

Da gibt es doch vieles: Politik, Sport, Autos, ahh, da fällt mir jede Menge ein!

Und am nächsten Tag?

Dann eben über Autos, Politik und Sport!

Aha… und am übernächsten?

Da halt über Sport, Politik und Autos!

Aber wird das nicht langweilig, so immer dasselbe Thema mit den immer selben Leuten – und auch immer mit einem Glas Champagner…

Dann setzen Sie aus – und trinken einfach einmal ein Glas Bier! Und übrigens: Ich kenne einen Lottomillionär, der läuft den ganzen Nachmittag zwischen einem italienischen Delikatess-Händler unter dem Stadtturm, wo es hervorragenden Wein gibt, und einem Wirtshaus auf dem oberen Stadtplatz, wo es ein gutes Bier gibt, hin und her. Der kommt da so richtig auf Kilometer. Der hat jetzt die komplette Getränke-Rechnung des letzten Jahres bei seiner Versicherung eingereicht, weil er der Meinung ist, dass das viele Laufen zwischen den beiden Lokalen seine Gesundheit fördert!

Ja, aber ist denn so ein Leben erfüllend?

Buchstäblich ja!

Und die Versicherung? Zahlt die wirklich?

Bisher hat er noch keine Reaktion erhalten! Das wird schon noch kommen.

Verstehe, also ich weiß trotzdem nicht, irgendwie fehlt mir’s da an einer natürlichen Dynamik des Lebens, kann man da denn überhaupt noch mitreden?

Aber bei was wollen Sie dann mitreden? Die meisten Erfahrungen, die mit Arbeit verbunden sind, sind doch auch oft genug hart und sogar quälend, wollen Sie darüber am Abend wirklich auch noch sprechen?

Vielleicht nicht, aber irgendwie hätte ich das Gefühl, dass ich ohne Arbeit nicht mehr so richtig dazugehöre…

Ja, zu was denn? Zu all den Anderen, die mit Arbeit ihr Leben verbringen und jahrelang darauf warten, am Ende endlich in Rente zu gehen. Und die dann über Autos, Politik und Sport reden… das kann man doch vorziehen, gerade auch zeitlich! Schauen Sie mich an: Habe ich jemals etwas gearbeitet? Und bin ich nicht glücklich? Eigentlich jede Stunde des Tages freue ich mich auch so, einfach am Leben zu sein.

Naja, da haben Sie recht, aber es gibt halt am Ende doch Unterschiede zwischen Ihnen und uns Menschen gerade im Falle, dass wir im Lotto gewonnen haben: Sie müssen nicht jeden Tag mit ihren Hundefreunden über Autos, Politik und Sport reden… und auch das tägliche Glas Champagner bleibt Ihnen erspart! Da haben Sie doch eine viel bessere Situation als jeder Erbe oder jeder Lottogewinner!

Lieber Professor, irgendwie haben Sie da auch wieder recht! Manchmal leben wir beide doch in zwei verschiedenen Welten!

Straubinger Tagblatt vom 15. November 2025