„Seid’s freundlich, Leut’!“ Caruso, unser Familienhund, feierte seinen 10. Geburtstag und hat nicht nur politisch seine eigene Ansicht, sondern auch eine Botschaft an die Menschen

Hunde sind nicht nur sehr sozial, sondern ab einem gewissen Alter auch mit Weisheit gesegnet.

Caruso, der Hund meiner Familie, hat im August mit seinem 10. Geburtstag auch ein reiferes Alter erreicht. Ein persönliches Gespräch.

Grüß Gott, Herr Caruso!

Caruso: Guten Tag!

Wie geht es Ihnen heute?

Caruso: Naja, ich habe im August meinen 10. Geburtstag gefeiert, das sind bei Menschen 70 Jahre. Da tut das Kreuz schon manchmal weh, vor allem das Treppensteigen oder Ins-Auto-Springen war schon mal leichter.

Und die Seele?

Caruso: Da fehlt gar nichts. Fühl’ mich wie eh und je. Nur beim Katzen-Jagen bin ich langsamer geworden, das tut weh, aber sonst ist alles wie früher!

Und die Hundedamenwelt?

Caruso: War mir immer egal. Wichtig waren die Mahlzeiten! Genügend Menge und genügend Abwechslung. Aber da hat mich meine Chefin immer gut versorgt. Und lange Spaziergänge natürlich. Im Wald, aber auch über die Felder, das ist meine Welt. Das Einzige, was nervt, sind die anderen Hunde. Ich mag nicht spielen, ich will meine Ruhe, auch draußen!

Wenn Sie heute auf Ihr bisheriges Leben zurückblicken, was waren die Höhepunkte?

Caruso: Naja, ganz am Anfang das Jagen von Rehen. Da wussten meine Chefs noch nicht, dass ich im Wald angeleint werden muss. Zweimal bin ich davongerauscht und hab’ ein Reh gejagt. Leider nicht erwischt, aber das war’s dann, die haben mich dann an die lange Leine genommen und vorbei war der Spaß! Einmal hab ich noch ein Huhn erwischt, als die nicht aufgepasst haben. Eine magere Bilanz für ein ganzes Hundeleben!

Ist das Ihre einzige Sorge oder gibt’s irgendwelche Traumata in Ihrem Leben?

Caruso: Naja, der Anfang. Die haben mich damals aus dem Bayerischen Wald geholt. Wir waren sechs Geschwister. Und dann kam meine Chefin, und ich lief freudig auf sie zu. Wusste ja nicht, dass es dann mich trifft. Hat sich in mich verliebt und mich mitgenommen. Ich denk’ gern an die Wiesen zu Hause. Weiß auch nicht, was aus den Anderen geworden ist. Wahrscheinlich sind die auch in irgendwelchen Familien gelandet.

Und wie ist’s dort?

Caruso: Nett sind die schon! Werd’ viel gestreichelt und bekomm’ schon viel Aufmerksamkeit. Ist auch wichtig für mich. Ich kann nicht allein sein. Da bell’ ich mir dann die Seele aus dem Leib. Das haben die aber kapiert.

Und Hobbys?

Caruso: Naja, alles, was mit Bällen zu tun hat. Ich schau mir sogar im Fernsehen gern die Bundesliga an. Versteh nur nicht, warum der Ball nie rauskommt und vor mir liegt!

Versteh ich auch nicht!

Caruso: Ist doch seltsam, oder?

Auf jeden Fall. Aber, Caruso, Sie schauen ja auch gerne am Abend die Tagesschau mit an. Interessieren Sie sich denn für Politik?

Caruso: Nur am Rande, ist mir eher zu trocken…

Und was denken Sie darüber?

Caruso: Naja, also der Neue bei der CDU, also der Alte, der jetzt Kanzler werden will, der erinnert mich immer an Hunde, die ständig bellen.

Im Ernst? Aber Sie wollen doch nicht den Kanzlerkandidaten der CDU mit einem Hund vergleichen, ja sogar mit einem Kläffer?

Caruso: Nein, das liegt mir fern, Menschen sind Menschen, Hunde sind Hunde.

Aber dann doch eine Nachfrage: Gibt es überhaupt einen Politiker oder eine Politikerin, von denen Sie sich streicheln lassen würden?

Caruso: Mal nachdenken, also eigentlich nur vom Habeck, ich glaub, der hat echte Gefühle, bei den anderen bin ich mir nicht so sicher, ich find, dass diese ganze Welt der Politik irgendwie künstlich ist…

Und der Söder? Der ist doch nett!

Caruso: Weiß nicht… bei dem hab’ ich eher Sorge, dass er mir vor laufender Kamera die Wurst wegfrisst und das Ganze ins Netz stellt…

Verstehe…also, Caruso, für einen Hund haben Sie wirklich eine erstaunliche Beobachtungsgabe, Sie sind ja hochsensibel!

Caruso: Was denken Sie denn, mit wem Sie’s hier zu tun haben?

Ja, verstehe, also dann eine letzte Frage zur Außenpolitik. Wie sehen Sie denn da die Entwicklung zurzeit?

Caruso: Das kann ich ganz kurz machen: Wenn wir Hunde einen Wolf treffen, in freier Natur, dann laufen wir weg und suchen nicht den Kampf, verstehen Sie? Weil natürlich trifft man immer wieder mal auf einen Wolf, aber insgesamt sind wir braven Hunde dann doch in der Mehrheit, das setzt sich am Ende schon durch. Daher meine Erkenntnis: Also die Hunde, die sich da auf einen Kampf eingelassen haben, übermütigerweise, die haben in der Regel den Kürzeren gezogen.

Ja! Und sonst noch eine Botschaft an die Welt der Menschen?

Caruso: Ja, schon! Seid’s freundlich, Leut’! Ich wedel’ mir oft buchstäblich den Schwanz vom Leib, um gute Stimmung zu machen, aber manche Menschen sind derart griesgrämig…

Seh’ ich auch als Problem!

Caruso: Und was tun Sie dagegen?

Naja, wedeln können wir Menschen nicht, ich versuch’s mit Lachen…

Caruso: Klar, das können wir nicht…

Wenigstens gedanklich sind wir aber auf einer Linie.

Caruso: Spür’ ich immer, aber jetzt reicht’s mir mit der Fragerei. Entweder Du gehst jetzt mit mir spazieren oder Du bringst ‘ne saubere Wurst her, irgendwas muss doch drin sein für mich.

Auf jeden Fall, aber erst mal danke für das lange und gute Gespräch.

Caruso: Ich danke Ihnen!

Straubinger Tagblatt vom 21. September 2024