Seinen literarischen Durchbruch erlebte der Schweizer Schriftsteller Alex Capus im Jahr 2007 mit seinem Roman „Eine Frage der Zeit“. Ein zauberhaftes Buch voller Humor und voller Erzählkraft, ein gelungener Einstand. Auch die Romane und Erzählungen später waren gut, wenngleich etwas weniger bekannt und erfolgreich.
Jetzt hat Alex Capus eine kleine autobiographische Erinnerung vorgelegt, die mit dem Titel „Das kleine Haus am Sonnenhang“ zum Lesen regelrecht einlädt. Capus erzählt darin, wie er als junger Mann in Italien ein einsames Steinhaus bezieht, dort zu leben und schreiben, aber auch zu lieben beginnt. Schon von den Tagebüchern Max Frischs wissen wir, dass autobiografisches Erzählen literarische Züge haben kann. Und so ist es auch hier: Capus verzaubert die Welt durch sein Erleben – in den italienischen Bars, die er mit seinen neuen Freunden besucht, in den Tagen, die er mit seiner Geliebten verbringt, durch den Akt des Schreibens, von dem er offen, aber nie langweilig erzählt.
Das ist das Geheimnis dieses kleinen Buches: Der Autor erzählt uns all das in lustiger Weise, etwa auch, was er von den großen Figuren der Literatur hält, von Hemingway bis Thomas Mann – und weshalb diese Autoren am Ende so schreiben, wie sie geschrieben haben. Durchaus respektlos, aber dennoch respektvoll. Er erzählt von Gefühlen und Gedanken – und das immer so, als würde man mit einem Freund einen langen, schönen Spaziergang unternehmen und auf einmal merken, wie gerne man dem erzählenden Freund zuhört. Als leiser Begleiter für Herbstabende sei der kleine Band von Capus herzlich empfohlen.
Alex Capus: Das kleine Haus am Sonnenhang. Carl Hanser Verlag 2024, 160 Seiten, 22 Euro.
Straubinger Tagblatt vom 21. September 2024