Am Ende ist es exakt ein scheinbar stichhaltiges Argument, mit dem der Europaabgeordnete Manfred Weber in seiner Funktion als Chef der EVP das sogenannte „Naturwiederherstellungsgesetz“ aushebeln möchte: In Zeiten des Krieges und internationaler Unwägbarkeiten sei es wichtig, den Ackerboden weitestmöglich auszubeuten, um möglichst große Ernten einzufahren. Dabei sagen alle (!) Fachleute genau das Gegenteil: Durch die übermäßige Ausbeutung der Böden stehen bereits mittelfristig die Gesundheit der Böden und ihre Fruchtbarkeit infrage. Ein Sportler, der übertrainiert ist, der braucht Pause und nicht noch mehr Training! Diese Position, die der von Weber diametral widerspricht, vertreten nicht nur Naturschützer, sondern vor allem auch alle ernst zu nehmenden Wissenschaftler, sach- und fachkundige Bauern, aber auch Konzerne wie Nestlé, die auf gute Produkte der Landwirtschaft angewiesen sind.
Auch der Umweltausschuss in Brüssel, der die politischen Weichen stellt, hätte das so gesehen. Aber Manfred Weber wechselte im Vorfeld der entscheidenden Sitzung sieben (!) Abgeordnete aus, um das ihm genehme Ergebnis mit Gewalt zu erstreiten. Sieht so europäische Demokratie aus? Die Wahrheit ist: Es wird von Manfred Weber mit populistischen Parolen wieder einmal am rechten Wählerrand gefischt. Die neuen Partner von Manfred Weber sind Leute, mit denen man nicht an einem Tisch sitzen wollte. Selbst in der CSU ist Manfred Weber heute weitgehend isoliert.
An diesem Wochenende wird es wieder heiß werden. Zu heiß. Wir spüren die Folgen der Erderwärmung mittlerweile täglich am eigenen Leib. Wir wissen: Es ist nicht fünf nach zwölf, wie vor ein paar Jahren, sondern Viertel nach zwölf. Jeder Tag, an dem wir unser Verhalten und unsere Politik ändern können und es nicht tun, ist ein Versäumnis, das wir uns nicht leisten können. Mit seiner Politik in Brüssel versündigt sich Manfred Weber an der Gesundheit unserer Kinder und Kindeskinder! Den Text, den Manfred Weber an unsere Zeitung geschickt hat, veröffentlichen wir aus Gründen journalistischer Ausgewogenheit dennoch.
Straubinger Tagblatt vom 8. Juli 2023