Buchtipp: Liebe, Macht und Meuchelmord – ein fesselndes Geschichtsdrama: Markus Schauer schildert in „Triumvirat“ den Machtkampf im alten Rom

Daran erinnert sich doch jeder, der in der Schule Latein hatte: Endlose Übersetzungsübungen mit den Texten von Gaius Iulius Caesar; und alle Schulaufgaben begannen mit der Konjunktion „cum“, dann folgte der berühmte Konjunktiv Plusquamperfekt, bevor der Hauptsatz in den Indikativ und das Imperfekt zurückfiel. Immer waren es Kriegshandlungen, über die geschrieben wurde. Im Nebensatz hatten die römischen Truppen erobert („copiae expugnavissent“), im Hauptsatz wurde die neue Situation im Land dargestellt.

Aber warum war Caesar denn überhaupt in Gallien, obwohl er gerade wieder einmal so ruhmreich erobert hatte? Und wer war das wirklich, dieser Mann, der an den Iden des März 44 v. Chr. ermordet wurde und mit dem letzten Atemzug sagt: „Auch Du, mein Sohn Brutus!“ Diese Geschichte, die man auch in den endlos langen Lateinstunden der Mittelstufe nicht erfuhr, erzählt jetzt unglaublich spannend der Bamberger Altphilologe Markus Schauer.

Crassus, Pompeius, Caesar: Weggefährten und Rivalen

Und er geht noch einen Schritt weiter. Was war das überhaupt für ein Leben, für eine Gesellschaft, für eine Kultur im alten Rom? Sie gilt doch zusammen mit der Philosophie in Athen noch 400 Jahre vorher als Wiege europäischer Kultur.

Aber was können wir denn heute aus dieser Zeit überhaupt mitnehmen? Fast 100 Jahre begleitet Schauer auf 429 Seiten in seinem unglaublich aufregenden Buch „Triumvirat. Der Kampf um das Imperium Romanum“ die drei wichtigsten Figuren römischer Geschichte im letzten Jahrhundert vor Christus: Wegbegleiter waren sie einander, aber im letzten Rivalen, die sich am Ende ihres politischen Weges fast miteinander verbünden, um dann doch allesamt Rivalen zu bleiben und jämmerlich zu sterben.

Was dieses Buch so spannend macht, ist die Tatsache, dass Schauer diese Figuren in ihrem Psychogramm dem Leser so nahebringt, dass man das Gefühl hat, man wäre dabei. Fast wie ein Krimi ist es, was der Autor beschreibt. Und natürlich geht es um Macht in Rom. Und dann nochmals um Macht und schon wieder um Macht. Dafür werden Kriege geführt in der halben Welt von damals, die in Rom mit Triumphzügen zelebriert werden, sodass die Menschen in der Stadt Partei ergreifen sollen für den Sieger. Der Krieg als Mittel der Politik im Inneren.

Es werden Bündnisse geschlossen miteinander und gegeneinander, aber eines bleibt dann doch das ganz Trennende: Der alte Adel, der noch immer im Senat der Stadt Rom sitzt, bleibt der entscheidende Gegner der ehrgeizigen Emporkömmlinge, die da um die Macht kämpfen. Er braucht sie zwar, aber er liebt sie zu keiner Stunde. Eine eiskalte Welt ist es, die uns Schauer präsentiert. Und Cicero, der friedensliebende Politiker und Redner dieser Zeit, kommentiert die grausamen Kämpfe in der so endenden römischen Republik, die mit Caesar zur Diktatur, dann mit Augustus zur Monarchie wird: „Denn wenn wir jede Stunde erleben, dass sich etwas Abscheuliches ereignet, verlieren wir durch die Beständigkeit der Bedrängnisse allen Sinn für Menschlichkeit aus dem Herzen.“

Natürlich, es wird auch geliebt und sogar geheiratet im alten Rom. Bei den Mächtigen vor allem, um Friedensbündnisse mit dem Rivalen zu stiften. Pompeius also heiratet die Tochter Caesars – und als die im Wochenbett stirbt, leiden beide aus tiefstem Herzen. Das Wunder der Liebe: Obwohl die Heirat von Pompeius politisch motiviert war, war es am Ende Liebe, was beide verband. Fast schon kitschig, aber wahr.

Wie Caesar wird auch Pompeius ermordet

Auch Religion gibt es, aber ist das wahrer Glaube, wenn kultische Verehrung der eigenen Karriere politisch dient oder eben nicht dient? Die „Kältehölle der Antike“ haben 2000 Jahre später Religionsphilosophen unserer Zeit die Welt des alten Roms genannt; und doch ist so vieles gleich geblieben aus dieser Zeit bis hinein in unsere Tage: An der Wende zu einer neuen Epoche denkt Pompeius „innerhalb der Kategorien seiner Gesellschaft“, Caesar stand schon „außerhalb des Systems“. Wer würde da nicht an unsere Tage denken, in denen sich die etablierten Parteien mit letzter Kraft gegen all das wehren, was von außen neu in die Parlamente unseres Staates drängt. Sicher, Caesar wird ermordet, aber sein Impuls bleibt lebendig und bestimmend für das alte Rom, das auch nach Caesars Tod keine Republik mehr wird.

Gemordet wird auch viel bei Markus Schauer, Köpfe werden abgeschlagen und präsentiert, und – um die Kampfmoral zu stärken – jeder zehnte Soldat getötet, ganz gleich, wer er ist oder was er getan hat (Das bis heute berühmte „dezimieren“).

Und endlich versteht man also auch, was es bedeutet, als Caesar seinen berühmten Satz ausspricht, dass der Würfel nun geworfen sei („alea iacta est“). Es ist der entscheidende Marsch Richtung Rom, um im Bürgerkrieg gegen Pompeius die Machtfrage ein für alle Mal zu klären. Pompeius wird diese Schlacht verlieren, und als er danach in Ägypten um Asyl nachsucht, wird er vor den Augen der Seinen von Höflingen des Kindkönigs Ptolemaios XIII., die wortbrüchig werden, noch am Strand getötet wie ein dahergelaufener Verbrecher. Das ergreifende Ende einer Figur, die einem auf vielen Seiten des Buches vorher lieb und vertraut geworden ist. Das großartige Buch von Markus Schauer sei zur spannenden Lektüre herzlichst empfohlen!

Markus Schauer: Triumvirat. Der Kampf um das Imperium Romanum. Caesar, Crassus, Pompeius. C. H. Beck, München, 429 Seiten, 32 Euro.

Straubinger Tagblatt vom 19. Oktober 2024