Fünf Millionen für den Hund: Auch Caruso hat Träume – etwa von einem Leben in Saus und Braus

Herr Professor, heute habe ich einmal ein Anliegen!

Das da wäre?

Sie kennen doch die Schauspielerin Diane Keaton?

Natürlich, die ist leider grad verstorben…

Ja, und wissen Sie, was die getan hat? Die hat ihrem Golden Retriever in ihrem Testament fünf Millionen Dollar vererbt…

Tatsächlich, ist ja Irrsinn!

Nein, dem soll es eben nach ihrem Ableben an nichts fehlen – und da wollte ich eben Sie schon mal fragen, wie das bei uns beiden so ausschaut?

Also, Sie denken, dass mein Ableben kurz bevorsteht?

Um Gottes willen – nein, aber die Geldfrage stellt sich doch jetzt schon…

Wie meinen Sie denn das?

Sie könnten doch jetzt schon was ‘rüberwachsen lassen. Wir sind Freunde, wir sprechen miteinander, wir kuscheln miteinander, aber das Pulver halten Sie immer trocken, da wächst nichts ‘rüber!

Ja schon, das mag sein, aber ich weiß auch nicht, was Sie mit einigen Millionen oder auch schon ein paar Tausend Euro machen wollten. Würden Sie in die Eisdiele gehen und Schokoladeneis bestellen? Sie wissen doch selber, dass Ihnen das nicht bekommt. Oder würden Sie abends die eine oder andere Hundefreundin ausführen wollen; und dann eben nicht mehr wissen, ob die Sie liebt oder Ihr Geld. Da ist es doch viel besser, wie es jetzt ist. Ich kümmere mich um alles – und Sie sind vollkommen frei!

Aber so frei will ich doch gar nicht sein! Und vielleicht ist es mir ja ganz egal, ob eine Hundefreundin mich liebt oder mein neues Vermögen… solange sie lieb zu mir ist…

Das ist doch primitiv, man will doch um seiner selbst willen geliebt werden…

Jajaja…und Sie glauben also noch an den Weihnachtsmann!

Nein, ich glaube eben an die Liebe und an die Freundschaft – und dass es eben echte, aufrichtige, ernstgemeinte Beziehungen gibt.

Ja, das mag schon sein, aber mir ist das eben egal, solange es einfach nett ist, verstehen Sie? Und ich glaube auch, dass ich, wenn ich als frischgebackener Millionär über den Stadtplatz laufen würde, ich glaube, dass die Leute dann noch freundlicher zu mir wären und mich noch mehr streicheln würden…

Aber das ist doch ekelhaft. Sie werden doch heute schon mehr als genug gestreichelt. Sie laufen durch die Straßen und alle wollen Sie streicheln, das ist doch heute schon lästig. Wer will schon die ganze Zeit von wildfremden Leuten gestreichelt werden…

Also mich stört’s überhaupt nicht – und wenn das ein oder andere Leckerli dabei ist, kein Einwand von mir.

Dass Sie sich so der Lust ergeben! Macht mich fassungslos.

Sie sind schrecklich! Da macht Ihnen eine amerikanische Schauspielerin vor, was möglich ist – und Sie erzählen mir den immergleichen Stiefel! Von Ihren Idealen, von der Welt, wie sie sein sollte – und dabei gehe ich halt wieder einmal leer aus!

Seien Sie froh mein Freund, zu viel Geld führt auf Abwege – und wir wollen doch weiter auf gewohnten Bahnen spazieren gehen, oder?

Was bleibt mir anderes übrig…

Also sehen Sie, wir verstehen uns halt am Ende doch!

Straubinger Tagblatt vom 31. Oktober 2025