Der Dauerkläffer aus der Nachbarschaft: Mit seinem hundepsychologischen Gespür analysiert mein Hund Caruso den Bundestag

Herr Caruso, haben Sie eigentlich letzte Woche die Bundestagsdebatte in Berlin gesehen?

Selbstverständlich! Demokratie ist Hundepflicht!

Und wie haben Sie das denn dort erlebt? Also, ich fand das alles ganz schrecklich!

Und warum?

Also, meine Vorstellung eines Parlaments wäre die, dass man sich dort diskutierend begegnet, wertschätzend, interessiert an der Meinung des anderen, aber das machen die da ja gar nicht!

Habe ich auch so erlebt. Vor allem diese schreckliche Alice Weidel! Die erinnert mich immer an einen Hund aus der Nachbarschaft, der ständig kläfft! Mit dem hab’ ich noch nie ein vernünftiges Wort sprechen können. Sobald ich auftauche, beginnt der zu kläffen!

Ja, ist der denn irgendwie gestört?

Wäre mein Eindruck bei dem, aber meine Beobachtung ist: Bei euch Menschen gibt es doch auch andere Gründe für ein durchgehaltenes aggressives Verhalten! Muss ja nicht gleich ein Dachschaden sein…

Und was wären das für Gründe – zum Beispiel bei der Alice Weidel?

Mangel an Lebenssinn, Frustration über das eigene Leben, würde ich sagen, einfach Langeweile, denn was wäre deren Leben noch, wenn sie nicht den ganzen Tag auf Konfrontation ginge, der wäre mit sich selbst doch zu Tode langweilig!

Also, das sehe ich auch so, wenn man genau hinschaut auf die Alice Weidel, dann hat man den Eindruck, dass die deshalb so laut ist, weil sie durch ihre Aggressionen sich selbst spüren kann. Frustration und Aggression als Motivation, um es mal ganz wissenschaftlich zu formulieren. Das habe ich auch bei anderen Menschen schon oft so erlebt. Wer laut schreit, fühlt offensichtlich plötzlich etwas, wo er sonst längst den Kontakt mit sich selber verloren hat.

Ja, das seh’ ich auch so. Aggression als Lustgewinn, mal bei Sigmund Freud nachlesen, was der da drüber so schreibt… der hat ja viel über hysterische Frauen gearbeitet. Da wird man bestimmt fündig.

Aber schlimm ist doch, dass so viele Menschen darauf reinfallen!

Natürlich, die sind auch frustriert aus ganz verschiedenen Gründen… und dass da jemand so laut ist, beruhigt die schon!

Aber erscheint Ihnen das als ein ausreichendes politisches Programm, das am Ende in unserem Land auch weiterhilft? Das ist doch alles leer, was die sagt!

Natürlich, aber darum geht es doch gar nicht. Schauen Sie einfach einmal nach Amerika. Dort haben genau die den Donald Trump gewählt, der ihnen jetzt am meisten schadet… und manche von denen merken das bis heute nicht und jubeln weiter mit ihren roten Mützen wie die Mainzelmännchen…

Und die anderen im Parlament, wie fanden Sie die so?

Also, ich finde, dass der Friedrich Merz nicht ganz klar ist. Mal lümmelt er sich auf die Regierungsbank, so dass man fast schon den Eindruck hat, er drückt gerade nochmals die Schulbank und ist mit der Pubertät noch nicht ganz fertig, dann spricht er wieder so staatsmännisch, als hätte er gerade ein Lehrbuch der Rhetorik verschluckt, irgendwie ist der nicht ganz echt.

Vor allem, wie der das Geld raushaut, das find’ ich doch etwas wunderlich – und das auch noch als Mann, der aus der Wirtschaft kommt…

Also, aus der Wirtschaft kommt der nicht, der kommt aus der Finanzindustrie. Das ist schon ein Unterschied! Und da sprudelt das Geld an den Börsen, jedenfalls manchmal – und da hat er halt vergessen, wie das ist, wenn man mit Arbeit den Euro noch hart verdienen muss.

Aber wenn das Geld an den Börsen der Welt so sprudelt, dann hat er ja doch recht, weil dann wird er es sicher dort abholen, in Form von Steuern oder Abgaben, die allen in unserer Gesellschaft zugutekommen…

Der Merz? Kann ich mir schwer vorstellen. Wenn’s bei seinen Freunden nicht mehr so sprudelt, weil er da per Gesetz was ändert, dann hat er plötzlich weniger Freunde. Das wird der sich nicht zumuten wollen, der will doch nicht abends alleine seinen Brunello trinken…

Ja, hat Ihnen dann in der Debatte im Bundestag überhaupt jemand gefallen?

Ja, auf jeden Fall, die Heidi Reichinnek von der Linken, alles, was die sagt, hat Hand und Fuß, und die spricht auch noch zu den anderen im Parlament – und nicht nur für das Schaufenster oder die Kameras!

Aber das geht doch nicht: eine Kommunistin als einziger Lichtblick in einer Parlamentsdebatte in Berlin – und das am hellichten Tage, wo sind wir denn hingekommen?

Genau, mein Freund, das frage ich mich schon lange: Wo sind wir in diesem schönen Land nur hingekommen!

Straubinger Tagblatt vom 19. Juli 2025