Herr Caruso, was machen Sie denn hier? Sie wollten doch nach Amerika?
War ich doch, bin schon wieder da!
Ja, warum das denn?
Mit zwei Worten: Die spinnen!
Aber Amerika, Ziel aller unserer Träume, Freiheit, Demokratie, Reichtum, da haut man doch nicht gleich wieder ab!
Ja, alles schön, alles Theorie. Schon am Flughafen haben die mir eine Mütze aufgesetzt. Die war knallrot und darauf stand: „Make America great again!“ So bin ich dann durch die Hallen des Flughafens gelaufen. Ich kam mir vor wie ein Depp, kann doch nicht als einfacher Hund, der grad angekommen ist, das Land wieder nach oben bringen!
Aber nein, Herr Caruso, da verwechseln Sie etwas, das ist die Mütze des Präsidenten.
Der will das machen und andere kriegen dieses Käppi halt auch! Hab’ ich dann schon kapiert, weil da laufen einige so rum, die meisten schauen aus wie Idioten – und der Präsident selber…
Ja, das würde mich nun wirklich interessieren, wie haben Sie den erlebt?
Der ist nicht ganz dicht! Ich war ein paar Tage in Miami, da traf ich am Strand zwei Eisbären. Was macht ihr denn hier, hab’ ich die gefragt. Dann waren die direkt von Grönland rübergeschwommen, weil der mit der roten Mütze gesagt hat, dass er demnächst Grönland erobern will.
Ja, und was wollten die dann in Florida?
Die haben um Asyl im Zoo gebeten, da gibt’s noch keine Eisbären – und sie hatten auch eine Zusage – und waren heilfroh darüber. Lieber Zoo als Krieg, hat mir einer von den beiden gesagt!
Spricht für die Intelligenz von Eisbären!
Natürlich, aber es können doch jetzt nicht alle Eisbären von Grönland nach Florida schwimmen, das ist doch keine Lösung!
Und was wäre dann Ihr Vorschlag?
Einweisen, den Präsidenten sollte man einweisen in eine Irrenanstalt!
Aber wer soll das tun, er ist doch der Präsident!
Sein Freund, der mit den Raketen und dem Auto. Das ist doch ganz einfach. Noch akzeptiert der den mit der Mütze als Nummer eins. Aber wie lange? Das werden doch bald Rivalen. Und dann gibt’s zwei Möglichkeiten. Der Raketenmann setzt den Anderen in eine Rakete – eben auf Nimmerwiedersehen…
Und die andere Möglichkeit?
Er lässt ihn in die Psychiatrie einweisen. Er ist der reichste Mann der Welt, da geht das schon durch…
Aber was machen wir dann mit dem Anderen, der will ja dann selber der Präsident sein?
Den setzen wir dann in eine zweite Rakete – und sagen ihm, dass die jetzt bis zum Mars fliegt, da will er ja immer hin – und wo die dann wirklich hinfliegt…
Also Herr Caruso, Sie sind wirklich ein schlauer Hund! Aber jetzt hab’ ich doch noch ein paar persönliche Fragen…
…und die wären?
Hatten Sie denn keine Sprachprobleme, war Ihr Englisch ausreichend?
Alles kein Problem, „hot dogs“ wusste ich schon aus Deutschland, „ham and eggs“ ging mir ganz schnell über die Lippen und beim Italiener habe ich immer „prosciutto“ bestellt, das ist dort nicht anders als hier in Deutschland beim Italiener!
Und die Hundefreundin, die versprochen war, wie lief’s mit der?
Das war mehr als schwierig. Im Vertrag stand, dass sie da ist, wenn ich sie brauchen kann, und nicht da ist, wenn ich sie nicht brauchen kann…
Ja, besser geht’s ja gar nicht…
Aber es war halt genau umgekehrt, sie war immer da, wenn ich sie nicht brauchen konnnte; und wenn ich sie gebraucht hätte, war sie mit ihren Hundefreundinnen am Strand spazieren. Also wenn ich ganz ehrlich bin, ich bin froh, dass ich wieder da bin…
Verstehe, Herr Caruso, ich verstehe Sie nur allzu gut, willkommen daheim!
Straubinger Tagblatt vom 18. Januar 2025